Engagiertes Handeln in Sachen Klimawandel forderte die 93. Gesundheitsministerkonferenz (GMK), eines der wichtigsten gesundheitspolitischen Gremien Deutschlands, auf ihrer Tagung am 30.9.und 1.10. in Berlin. Zum ersten Mal wurde damit ein Beschluss zu Klimawandel und Gesundheit gefasst. Die Gesundheitssenatorin von Berlin, die dieses Jahr den Vorsitz der Konferenz hat, hatte bereits im Dezember 2019 angekündigt, dieses Schwerpunktthema zu setzen.
In dem Beschluss der GMK heißt es, das Gesundheitswesen müsse sich nicht nur auf eine erweiterte Inanspruchnahme einstellen, sondern auch selbst vorbildhaft und umfassend Maßnahmen gegen den Klimawandel und für Klimaanpassung ergreifen. Beides sei eine dauerhafte Aufgabe für das Gesundheitswesens. Der Beschluss bezieht sich dabei explizit auf die Klima-Notlageerklärung des EU-Parlaments vom November 2019 und dessen Forderung an die EU-Kommission, alle relevanten Gesetzes-und Haushaltsvorschläge mit dem 1.5 Grad Ziel des Pariser Abkommens abzustimmen. Die Gesundheitsminister bekräftigten, sich dieser Herausforderung stellen zu wollen. Klimaschutz sei gleichzeitig Gesundheitsschutz.
Für neun klima- und gesundheitsrelevante Handlungsfelder wurden Maßnahmen beschlossen: Hitze, Aus-, Fort-und Weiterbildung in den Gesundheitsberufen, Stärkung klimabezogener Gesundheitskompetenz und Prävention, Wissenschaft und Forschung, umwelt- und klimafreundliche Medizinprodukte und nachhaltige Beschaffung bis hin zum Aufruf, Kapitalanlagen klimafreundlich anzulegen sowie Empfehlungen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks. Das Gesundheitwesen trägt mit über 5 Prozent zu den nationalen Treibhausgasemissionen bei.
Der Beschluss der GMK zeigt, dass der Klimawandel als Gesundheitsbedrohung jetzt auch in der deutschen Gesundheitspolitik angekommen ist. Entscheidender als die einzelnen Empfehlungen – hier gibt es Nachbesserungsbedarf, vor allem braucht es mehr Ambition – ist die Tatsache, dass es überhaupt eine solche Erklärung gibt und dass die wesentlichen Handlungsfelder in dem Beschluss benannt sind.
Im Jahr 2019 hatten zahlreiche Gesundheitsorganisationen, darunter der Weltärztebund, und mehrere nationale Ärzteverbände den Klimawandel zu einer Gesundheitsnotlage („Health Emergency“) erklärt – der Weltärztebund forderte Klimaneutralität bis 2030 – und entschiedenes Handeln seitens der Politik verlangt.
Im Mai 2020 richteten weltweit 350 Gesundheitsorganisationen, die zusammen mehr als 40 Millionen Gesundheitsfachkräfte repräsentieren, einen historischen Appell an die Staatschefs der G 20, bei den Rettungspaketen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie Gesundheit und die Sicherung der Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt zu stellen.