11. September 2021 Allgemein, Pressemeldung

Menschen in allen Gesundheitsberufen forderten in Berlin lebensrettende 1,5-Grad-Politik

„Wir wollen gemeinsam als Gesundheitssektor zeigen: Klimaschutz ist extrem wichtig und Klimaschutz ist auch immer Gesundheitsschutz.“ So begrüßte Sylvia Hartmann aus dem Vorstand der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit die Ärzt:innen, Pfleger:innen, Medizinstudierende und Menschen in verschiedenen Gesundheitsberufen, die am 10. September 2021 vor der Charité Berlin genau das forderten – Klimaschutz zum Schutz unserer Gesundheit.

Mit der Frage „Wer rettet 150.000 Leben?“ zogen die Gesundheitsberufe von der Charité auf den Platz der Republik, um vor der Kulisse des Reichstagsgebäudes ambitionierte und lebensrettende Klimaschutzmaßnahmen von der Politik einzufordern. Mit sich trugen sie ein riesiges Klimarezept, ausgestellt an die Politik und mit der ärztlichen Diagnose: Klimakrise. „Die Klimakrise passiert nicht etwa nur in anderen Ländern“, so Sylvia Hartmann. „Die Klimakrise ist etwas, das jetzt und hier und auch heute schon passiert.“

Sabine Gabrysch auf der Kundgebung „Wer rettet 150.000 Leben?“ am 10.9. vor der Charité in Berlin.

„Wir sind in einer planetaren Notfallsituation“, erklärte Prof. Dr. Dr. med. Sabine Gabrysch, Leiterin der Abteilung für Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Sie erläuterte die Co-Benefits, die positiven gesundheitlichen Nebeneffekte von Klimaschutzmaßnahmen, durch die in der Zukunft in Deutschland jährlich bis zu 150.000 Todesfälle verhindert werden könnten. „Halbherzige Maßnahmen reichen nicht mehr aus, wir brauchen die Politik für die großen Stellschrauben“, so Dr. Gabrysch.

In einer bewegenden Ansprache rief Luisa Neubauer von Fridays for Future alle dazu auf, die eigene Komfortzone zu verlassen, unbequeme Themen anzusprechen und sich für Klimaschutz stark zu machen. „Bei unseren Klimastreiks spreche ich oft mit Eltern, die stellvertretend für ihre Kinder kommen. Ich bin heute stellvertretend für meine Mutter hier“, sagte Luisa Neubauer. „Sie ist nämlich Krankenschwester und muss arbeiten.“

Auf die Situation in der Pflege und den Pflegenotstand, der sich durch die Auswirkungen der Klimakrise noch verschlimmern könnte, ging Jessica Esser, Health for Future Aktive und Pflegekraft, genauer ein. „2020 habe ich die Zusammenhänge zwischen der Klimakrise und dem, was ich selbst in der Pflege beobachtet habe verstanden und das erste Mal realisiert, dass der Pflegenotstand und die Klimakrise keine getrennten Krisen sind, sondern sich gegenseitig stark beeinflussen“, so Jessica Esser. 

PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin sprach die Situation vor Ort an, für ihn beginnt Klimaschutz als erstes vor der eigenen Haustür. Daher forderte er ein klimaneutrales Berlin 2030, für das sich die Gesundheitsberufe gemeinsam einsetzen sollen.

Aktive von Health For Future mit Klimarezept „Wer rettet 150.000 Leben?“ vor dem Reichstag.

Der Zug des Klimarezepts auf den Platz der Republik endete hoffnungsvoll mit dem Health for Future Motto: „Healthy planet – healthy people“. Genauso beendeten die Health for Future Aktiven Fini Sturm und Isabel Nolting die Veranstaltung: „Als angehende Ärztin ist es meine Verantwortung, mich für die Gesundheit meiner Patient:innen einzusetzen und dazu zählt eben auch mein Einsatz für den Erhalt eines bewohnbaren Planeten.“

Weitere Informationen unter hundertfuenfzigtausend.de.